Schämen: 1000 Worte darüber zu schreiben

 
Wie komme ich nur so auf solch ein Thema? Na der erste Anstoß dazu ergab sich durch ein Post auf Facebook. Diesen schrieb vor kurzem „karrierebibel“. Und dann habe ich im beruflichen Umfeld mit Menschen zu tun. Mit Menschen die sich für alles mögliche schämen. Nur ist es so: es ist ein Wort was wir ungern aussprechen – ungern in den Mund nehmen und erst recht ungern darüber sprechen. Nur warum ist es so?

Ja auf der einen Seite gibt es handfeste kulturelle Gründe dafür. Ob in unserer oder die der Menschen aus anderen Kulturen. Da wurde über Jahrzehnte, ach was Jahrhunderte den Menschen eingebläut für was sie sich zu schämen haben oder nicht. Gerade was angesagt war, was die Gesellschaft, die Kirche oder sonst wer Hochrangiges so meinten für was wir uns zu schämen haben.

Auch heute ist es noch. Vielleicht nicht mehr so deutlich, nicht mehr so vordergründig – nur es gibt sie noch, die gesellschaftliche Norm des „Schämens“. Ihr meint nicht?

Dann schaut mal auf die Wahlen, auf unsere Politiker! Fällt Euch was auf? Wie sehr wird verdrängt was man gewählt hat, warum dies oder das gewählt wurde. Und Menschen schämen sich auch

nicht für die verbalen Unanständigkeiten, Sätze und Handlungen die begangen wurden. Nein, es waren ja Wahlzeiten also wird so was schnell als Wahlkampf abgetan. Wie leicht tun wir uns, aus Scham etwas getan zu haben, dies zu verdrängen – ganz tief in unser aller tiefsten Stelle unserer Seele.

Ein politisches – sogar öffentliches bürgerliches Schämen sehe ich nicht. Da wird auf einander gedroschen bis der andere Gegner am Boden liegt oder ihm die Argumente ausgeht. Leider auch immer mehr körperlich.

Es gab Zeiten Leute das führte diese Wegsehen, dieses Verdrängen zu einer Diktatur mit fatalen Auswirkungen: auf Menschen, auf Staaten auf ganze Kulturkreise!

Und hinter her kam es nicht wirklich zu einer Auseinandersetzung darüber. Es wurde eine ganze Zeit lang verdrängt und nur langsam aufgearbeitet. Bedenken wir dies – da wir heute wieder an solch einer Schwelle stehen.

Es gibt auch das Schämen im beruflichen Kontext. Ja viele Menschen schämen sich dessen was sie tun. Weil die Gesellschaft, gerade unsere heutige, ihnen zu verstehen gibt, ihre Arbeit sei weniger Wert. Keine Arbeit ist schlechter als die der Anderen! Bis auf die Ausnahme der Spekulanten!

Da ziehe ich wirklich die Reißleine, da diese Menschen, also die wirklich nur um jeden Preis spekulieren und dies als ihr Lebensinhalt ansehen, weder Scham noch Gefühle haben. Zumindest bekomme ich den Ausdruck. Das es so nicht ist, ist mir auch klar. Nur die Schwelle muss sehr gering sein bei denen oder zumindest haben sie diesen Konflikt ganz tief in sich begraben. Schämen im Beruf hat auch viel mit dem eigenem Selbstwertgefühl zu tun. Jenes erlebe ich ständig in der täglichen Arbeit mit Menschen. Viele Menschen sind verunsichert ob der Handlungen die sie tun oder warum sie die nicht tun. Ich bekomme in den Gesprächen immer wieder mit wie sehr diese Menschen fachlich wirklich gut unterwegs sind. Nur können sie dies nicht nach außen tragen. Für was auch immer: sie schämen sich für etwas – nur für was?

Da tun sich Konflikte auf, hey ich bin immer wieder erstaunt welche. Und genau darum liebe ich meine Arbeit!

Weil ich den Menschen aufzeige, dass sie sich für vieles gar nicht schämen müssen. Gerade im beruflichen Umfeld. Sie sollten lernen sich zu akzeptieren. Sie haben ein Recht so zu sein wie sie sind. Sie sollten lernen mit sich, mit ihren eigenen Wertvorstellungen und mit ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen umzugehen. Diese auch zu kommunizieren – nach außen zu tragen um dann mit anderen Menschen darüber reden zu können und zu erleben: „ich bin ja gar nicht allein mit meinem Problem, da gibt es auch andere Menschen die das gleiche Probleme haben“.

Nur da hinzukommen ist ein schwerer Weg. Das bekomme ich tagtäglich mit und es macht mir

so sehr Spaß dies aufzudecken und aufzuzeigen. Es schlaucht und es kostet mir auch Kraft. Ich merke es Abends, wenn Feierabend ist und ich meinen Beruf abstreife. Körperlich noch recht fit doch geistig voll fertig auf den Reifen.

 

Leute: Habt den Mut und die Kraft über Eure Scham zu reden!

Und wenn Ihr es Euch nicht zutraut, dann holt Euch Hilfe!

 

Es gibt bestimmt in Eurem sozialem Umfeld einen Menschen dem Ihr vertraut, dem Ihr euch offenbaren könnt. Tut es Euch an, es reinigt die Seele, es schafft Freiraum für neues Denken und neue Horizonte um neue Sachen anzugehen. Ja, wir müssen anfangen in der Gesellschaft ein Klima

zu schaffen wo es normal sein wird, auch über die Dinge wie „Scham“ reden zu können.

Wenn nicht, es gibt wirklich gute Coaches in diesem Land. Nur schaut auf deren Zertifikate.

Auch da hat sich ein Sinneswandel bei mir vollzogen. Durch meine viermonatige intensive Ausbildung weiß ich wie wichtig solch eine Zertifizierung ist. Diese bedeutet im wahrsten Sinne: erst Mal mit sich selbst zu beschäftigen, Selbstreflexion ist angesagt. Mit sich selbst auseinanderzusetzen ist verdammt schwer, es tut weh, es ist zum Teil zum heulen aber es befreit einen ungemein.

Nur dann erst sollte man sich, trotz Lebenserfahrung aller Art, trauen auch wirklich dieser Berufung nachzugehen. Denn eins ist für mich auch klar geworden: Coach ist kein Beruf – es ist eine Berufung! Ich habe lange in mir das Gespür, so etwas machen zu wollen. Nur brauchte ich eine Weile dies mir einzugestehen und erst durch die intensive Schulung bin ich mir sicher. Ich habe keine Scham mehr diesen Wort „Coach“ in den Mund zu nehmen, darüber zu reden und dies in all seine Facetten zu leben.


Scham hin oder her, ober im persönlichen wie beruflichen Umfeld, wir sollten uns einigen darüber zu reden, uns über diese Thema austauschen zu dürfen. Wir müssen auch wollen. Nur dann sind wir ein gewaltiges Stück weiter – auch gesellschaftlich. Scham und alles was damit ausgelöst wird führt zu Verkrampfungen, zu Ängsten und letztlich zu Handlungen die wir irgend wann nicht mehr kontrollieren können. Vielleicht das Ergebnis überhaupt bei dieser Wahl.

 

Danke, dass Ihr mir bis hier her gefolgt sein. Ich hoffe ich konnte Euch Impulse mit auf den Weg geben. Den Scham gibt es auch in vielen anderen Gebieten: im sexuellen Bereich oder in der Partnerschaft. Nur diese zu verstecken, nicht darüber zu reden, bringt gar nichts außer dass wir, auch mich eingeschlossen, immer negativer in unserem Verhalten und letztlich in den Handlungen werden.

 

Leute, reden wir mehr miteinander – tauschen wir uns aus – lassen wir uns helfen!

 

Holger Schönhardt

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